abgeschlossene Projekte
Der Frauennotruf Marburg hat in den letzten Jahren viele und vielfältige Projekte zu verschiedenen Themen durchgeführt. Innerhalb von Projekten widmet sich der Frauennotruf Marburg unterschiedlichen Aspekten sexualisierter Gewalt. Projekte befassen sich z.B. mit der Zugänglichkeit der Unterstützungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen, mit spezifischen Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen und der Entwicklung und Umsetzung neuer innovativer Angebote.
Hier finden Sie eine kurze Übersicht über die bisher abgeschlossenen Projekte. Bei Fragen oder dem Wunsch nach weiteren Informationen sprechen Sie uns gerne an.
In dem Zeitraum 2020 bis 2022 hat der Frauennotruf Marburg durch das Projekt Suse 2.0 Strukturen geschaffen, welche die Zugänglichkeit von Beratung für Frauen mit Behinderungen maßgeblich erhöht hat.
Die Abkürzung Suse steht hierbei für Sicher und selbstbestimmt und 2.0 heißt, dass noch stärker Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen mit ihren jeweiligen Bedarfen in das Projekt einbezogen wurden.
Suse 2.0 war das Folgeprojekt von Suse – Sicher und selbstbestimmt. Frauen und Mädchen mit Behinderungen stärken (Projektlaufzeit 2014-2016).
In Suse 2.0 ging es darum, entwickelte Ansätze zur besseren Zugänglichkeit von Beratung für Frauen mit Behinderungen, die von Gewalt betroffen sind, zu verstetigen, weiter zu entwickeln und auszubauen. Weitere Barrieren konnten so abgebaut werden.
Suse 2.0 hat:
- viele Informationen für Frauen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen zugänglich gemacht.
- An vielen Orten, die Frauen mit Behinderungen sich wünschen, Beratung ermöglicht.
- Das Beratungsangebot des Frauennotruf Marburg Unterstützungspersonen von Betroffenen mit Behinderungen bekannter gemacht.
- Den Zugang zum Recht nach Gewalt für Frauen mit Behinderungen geebnet.
Wichtige Bausteine von Suse 2.0 waren:
- Einführung einer mobile Beratung vor Ort
- Bereitsstellung von offener Beratungssprechzeit in barrierefreien Räumen
- Workshops und Beratung für Frauen mit kognitiven Beeinträchtigungen
- Ausbau und Verstetigung von Vernetzung
- Schaffung von barriereärmerer Zugänge zu rechtlichen Vorgehensweisen
- Entwicklung und Veröffentlichung barrierefreier Informationsmaterialien
Informationen für Ratsuchende mit Behinderungen zu den verschiedenen Beratungsangeboten finden Sie bei Frauen mit Behinderungen.
Finanziert wurde Suse 2.0 von
In dem dreijährigen Projekt 2017 bis 2019 „Beratung für mich! Beratung vor Ort! Pro-Aktive Beratung für Frauen und Mädchen mit Behinderungen" hat der Frauennotruf Marburg Beratungsmöglichkeiten für Frauen mit Behinderungen weiterentwickelt und die Zugänglichkeit zu Beratung bei sexualisierter Gewalt entscheidend verbessert.
Frauen mit Behinderungen haben unterschiedliche Hürden in ihrem Alltag zu bewältigen und müssen sich häufig die Frage stellen, ob z.B. eine Veranstaltung oder eben auch eine Beratungsstelle erreichbar für sie sind. Neben der Tatsache, dass sich die Beratungsstelle im 2. Stock befindet und ausschließlich über einen Treppenaufgang zu erreichen ist, gibt es noch weitere Hemmnisse, die es Frauen mit Behinderungen schwierig macht nach einer Beratungsmöglichkeit zu fragen. Da ist zum Beispiel die Frage, ob sich die Beraterin mit der Behinderungsform der Ratsuchenden auskennt oder auch wie eine Ratsuchende mit der Beratungsstelle Kontakt aufnehmen kann, wenn sie selbst nicht die Möglichkeit hat zu telefonieren.
Zusammen mit Frauen mit Behinderungen wurde erfragt, was es braucht, um eine Beratung in Anspruch nehmen zu wollen und zu können:
1. Frauen mit kognitiven Einschränkungen wurden anhand eines Interviewleitfadens in leichter Sprache befragt, welches Beratungsangebot für sie passend wäre.
2. Für Frauen mit Sinnes- und Körperbehinderungen wurden die Anforderungen an ein passendes Beratungsangebot mithilfe einer Online-Befragung ermittelt.
3. Ein weiterer Fragebogen wurde in einer Reha-Einrichtung für Frauen mit psychischen Behinderungen/Erkrankungen vorgestellt und verteilt, um auch hier die Anforderungen an spezifische Beratungskonzepte analysieren zu können.
Von diesen Ergebnissen ausgehend sind neue Beratungskonzepte entstanden.
Wöchentlich für 2 Stunden wird eine offene Sprechstunde in barrierefreien Räumen im integrierten Pflegestützpunkt (BiP) angeboten. Diese Sprechstunde ist niedrigschwellig (ohne vorherige Terminvereinbarung) nutzbar.
Ein weiteres Konzept der pro-aktiven Beratung wurde umgesetzt: die aufsuchende, mobile Beratung der Ratsuchenden an einem selbstgewählten Ort. Die Mobile Beratung kann Zuhause, an der Arbeit, in der Klinik oder jedem anderen selbstgewählten Ort der Ratsuchenden stattfinden.
Eine zusätzliche Form der Mobilen Beratung, die verstärkt einen Pro-Aktiven Ansatz verfolgt, richtet sich speziell an Frauen mit kognitiven Einschränkungen. Mittels Workshops zu den Themen „Körper“, „Streit“ und „Zusammenhalt“ werden an das Thema „Gewalt gegen Frauen“ angrenzende inhaltliche Aspekte in den Blick genommen, die Beraterinnen können kennengelernt werden und ein Sprechen über eigene Gewalterfahrung wird motiviert. Im Anschluss an den inhaltlichen Teil gibt es die Möglichkeit Beratungsgespräche, entweder in der Gruppe oder einzeln, in Anspruch zu nehmen.
In einer vom Frauennotruf entwickelten und durchgeführten Schulung für gehörlose Peer-Beraterinnen und Gebärdensprachdolmetscherinnen zum Umgang bei erlebter Gewalt ging es darum, Unterstützerinnen von gehörlosen Frauen als Peer-Beraterinnen und erste Kontaktstelle zu qualifizieren.
Über den Frauennotruf Marburg gibt es seit dem Projekt auch die Möglichkeit eine Online-Chat-Beratung in Anspruch zu nehmen. Über eine Onlineplattform können Frauen, insbesondere auch gehörlose Frauen, Beratung zu den Themen sexualisierte Gewalt bekommen.
Ziel ist es nach Abschluss des Projektes die entwickelten Beratungskonzepte zu implementieren und somit Standards für die Beratung mit Frauen und Mädchen mit Behinderungen zu setzen.
In diesem Projekt ging es darum, das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der psychosozialen Beratung in den Blick zu nehmen.
Lesben, Schwule, bisexuelle Frauen und Männer, Trans*, Inter*, nicht-binäre und queere Menschen (LSBT*IQ) sind aufgrund ihres Abweichens von der gesellschaftlichen Hetero-Norm nicht nur besonders häufig von Gewalt betroffen, sondern kommen dazu oft nicht in der Beratungs- und Unterstützungslandschaft an, weil sie befürchten auch hier Ablehnung, Missachtung und Verletzungen zu erfahren.
Hauptbaustein des Projekts war ein Fachnachmittag zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt für psychosoziale, therapeutische und pädagogische Fachkräfte am 12.12.2019. Um diese für die Lebensrealitäten von nicht heteronormativ lebenden Menschen zu sensibilisieren und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema anzustoßen, gab es drei Vorträge mit anschließender Diskussion und fachlichem Austausch. Die Themen der Vorträge waren: "Grundlagen der solidarischen Beratung im Kontext geschlechtlicher und sexueller Vielfalt", "Gewalt und Diskriminierungserfahrungen von Lesben, Schwulen, Trans*, Inter* und queeren Menschen wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität" und "Diskriminierungssensible und affirmative Beratung von LSBT*IQ".
Es wurde außerdem eine Angebots- und Bedarfsabfrage durchgeführt, um zu erfahren welche Anlaufstellen es für LSBT*IQ in Mittelhessen schon gibt und wo nach wir vor Lücken bestehen. Außerdem wurde die Vernetzung mit verschiedenen Akteur_innen der LSBT*IQ Community gestärkt und es wurden erste Konzeptideen für ein verbessertes Unterstützungsangebot für gewaltbetroffene LSBT*IQ im Raum Marburg-Biedenkopf entwickelt.
Das Projekt wurde finanziert von der Antidiskriminierungsstelle des hessischen Ministeriums für Soziales und Integration.
Im dreijährigen Projekt „Beratung für mich! Beratung vor Ort! Pro-Aktive Beratung für Frauen und Mädchen mit Behinderungen" hat der Frauennotruf Marburg e.V. Beratungsmöglichkeiten für Frauen mit Behinderungen weiterentwickelt und die Zugänglichkeit zu Beratung bei sexualisierter Gewalt entscheidend verbessert.
Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen wurden gefragt, was sie brauchen, um Beratung in Anspruch nehmen zu wollen und zu können.
Von diesen Ergebnissen ausgehend sind neue zugängliche Beratungskonzepte entstanden, z.B. eine offene Sprechzeit in barrierefreien Räumen, mobile Beratung vor Ort, Workshops mit Beratungsangebot für Frauen mit kognitiven Einschränkungen in Werkstätten.
In einer vom Frauennotruf entwickelten und durchgeführten Schulung für gehörlose Peer-Beraterinnen und Gebärdensprachdolmetscherinnen zum Umgang bei erlebter Gewalt wurden Unterstützerinnen von gehörlosen Frauen als Peer-Beraterinnen und erste Kontaktpersonen innerhalb der eigenen Community qualifiziert.
Das Projekt wurde finanziert vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration.
In diesem Projekt wurden Präventionsworkshops für Schüler_innen der Mittel- und Oberstufen zum Thema K.O. Tropfen und sexualisierte Gewalt entwickelt und an mehreren Schulen in der Stadt Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf umgesetzt. Ziel des Workshops ist es, Schüler_innen realistisch über die Gefahren von K.O. Tropfen aufzuklären und gemeinsam einen Umgang sowie Schutzmöglichkeiten zu erarbeiten. Die Schüler_innen lernen unter Einsatz verschiedener Methoden die Symptome und Wirkung von K.O. Tropfen kennen und erfahren, was K.O. Tropfen eigentlich mit Gewalt und Macht zu tun haben. Dazu erhalten sie einen Überblick über regionale Hilfsangebote. Die Workshops dauern in der Regel 90 Minuten und lassen sich in den Unterrichtsalltag integrieren oder an speziellen Präventionstagen umsetzen.
Das Projekt wurde finanziert vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration.
Mit der Kampagne "Alle gegen K.O.-Tropfen" wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt, die die Öffentlichkeit zum Thema K.O.-Tropfen sensibilisieren sollten. Dazu gehörten zum Beispiel verschiedene Plakate in Stadt- und Landkreisbussen, die darauf aufmerksam machen, dass K.O.-Tropfen nicht nur auf Parties, sondern auch in anderen alltäglichen Situationen (Arbeit, Uni, private Veranstaltung...) eingesetzt werden. Auch wurden handliche Flyer und Sticker für das Ausgeh-Setting entwickelt, die auf Parties und in Kneipen und Cafés verteilt wurden. Es wurden außerdem Gespräche mit Mitarbeiter_innen von Clubs und Kneipen geführt, um auf das Thema aufmerksam zu machen.
Das Projekt wurde finanziell unterstützt vom Frauenbüro des Landkreises Marburg-Biedenkopf.
Das Projekt "Worte finden" richtete sich an Frauen und Kinder mit geistigen Behinderungen. Diese müssen in ihrem Alltag nämlich oft erleben, dass sie nicht ernst genommen werden oder ihnen nicht geglaubt wird, wenn sie erzählen, dass ihnen Gewalt widerfahren ist. Frauen, Mädchen und Jungen mit geistigen Behinderungen sollten Worte kennen, um zu beschreiben, was ihnen passiert. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt damit sich Frauen und Kinder mit Behinderungen überhaupt Unterstützung suchen können.
Im Rahmen des Projekts wurden Workshops mit Frauen, Mädchen und Jungen organisiert, in Zusammenarbeit mit anderen Trägern, die bereits in der Gewaltprävention arbeiten. Ziel war es, die Frauen und Kinder darin zu stärken, erlebte Gewalt zu benennen. Gleichzeitig ging es aber auch darum Handlungsmöglichkeiten zu erproben und zu erfahren, wo und wie man sich Hilfe holen kann.
Um das Thema Gewalt besprechbar zu machen und die Verantwortung dafür nicht bei den Betroffenen zu lassen, ist ein aufgeklärtes und sicherndes Umfeld von großer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund war ein weiterer Schwerpunkt des Projektes die Schulung des Betreuungspersonals. Hier lag der Fokus vor allem darauf, Unterstützungsstrukturen vorzustellen und in den Einrichtungen vor Ort zu etablieren.
Das Projekt wurde finanziell vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration gefördert.
Im Projekt "Suse" ging es darum erste Vernetzungsstrukturen zwischen dem Frauennotruf Marburg und Einrichtungen der Behindertenhilfe aufzubauen und zu stärken, Bedarfe von Frauen und Mädchen mit Behinderungen zu erfassen und erste Konzepte für zugänglichere Angebote für diese zu entwickeln.
Die Studie des BMFSFJ zur „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen in Deutschland“ aus dem Jahr 2012 hat nicht nur das immense Ausmaß an Gewalt, der Frauen und Mädchen mit Behinderungen ausgesetzt sind, dokumentiert, sondern auch die Tatsache, dass es für Frauen und Mädchen mit Behinderungen sehr schwierig ist, Unterstützungsangebote zu nutzen. Das wollte der Frauennotruf Marburg e.V. ändern.
Im November 2015 hat der Frauennotruf Marburg e.V. im Rahmen des Projekts einen großen barrierearmen Fachtag veranstaltet. Dabei ging es um verschiedene Aspekte des Themas "Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen". Zum Beispiel wurde eine Studie zum „Zugang von Frauen und Mädchen mit Behinderungen zu Opferschutz- und Unterstützungseinrichtungen bei Gewalterfahrungen“ vorgestellt, es wurde über rechtliche Aspekte hinsichtlich der Reformierung des Teilhabegesetzes gesprochen und über die Umsetzung von gewaltpräventiven Maßnahmen in Form von Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen von Frauen und Mädchen mit Behinderungen.
Darüber hinaus wirkte der Frauennotruf Marburg e.V. bei der Erarbeitung des Aktionsplans der Stadt Marburg zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention mit und beteiligt sich bis heute in der AG Frauen und Mädchen mit Behinderungen an deren konkreten Umsetzung in Hessen.
Zudem wurde im Projekt Suse ein Besuch im Frauennotruf Marburg e.V. als Modul für die Ausbildung der Frauenbeauftragten in Einrichtungen etabliert. Die zukünftigen Frauenbeauftragten lernen so die Arbeit des Frauennotruf Marburg e.V. kennen und bekommen Antworten auf ihre Fragen rund um das Thema Beratung und Unterstützung von Frauen.
Das Projekt "Suse - sicher und selbstbestimmt" hat wichtige Grundsteine für die bis heute intensive Arbeit des Frauennotruf Marburg e.V. mit Frauen und Mädchen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen gelegt.
Das Projekt wurde teilfinanziert durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und ansonsten im Ehrenamt umgesetzt.
In der Zeit vom 15.08.2014-31.01.2015 konnte eine Mitarbeiterin mit eigenem Migrationshintergrund und viel Erfahrung mit Fragestellungen rund um das Thema Zwangsheirat erste Schritte unternehmen, um Maßnahmen zum ebendiesem Thema in Marburg anzustoßen und umzusetzen.
Es wurde zum Beispiel eine zusätzliche telefonische Sprechzeit speziell für die Thematik Zwangsheirat eingerichtet. In dieser Sprechzeit wurden Beratungen in deutscher, englischer und türkischer Sprache angeboten und durchgeführt.
Es wurden Informationen online und auf Flyern veröffentlicht, um das Angebot bekannt zu machen und die Öffentlichkeit zum Thema zu sensibilisieren.
Eine erste Datenbank mit Mitgrant_innenselbstorganisationen für die Region Marburg-Biedenkopf wurde erstellt.
Außerdem gab es diverse Vernetzungstreffen mit Migrant_innen-Organisationen, wichtigen Anlaufstellen für Migrant_innen und anderen Organisationen im Bereich Gewaltschutz. Darüber hinaus wurde eine Informations-Veranstaltung zum Thema Schutz vor Zwangsheirat durchgeführt.
Leider wurde das Projekt in den Folgejahren nicht weiter finanziert, sodass der Frauennotruf Marburg auf die Erfolge der Start-Up Phase des Projekts nicht aufbauen konnte. Mehrere Versuche Fördergelder für diesen Themenkomplex zu aquirieren scheiterten.
Das Projekt wurde finanziert mittels Stiftungsgeldern, Spenden und einer Anschubförderung seitens der Stadt Marburg.